Dienstag, Oktober 31, 2006

Lauf im Bergischen

Dass es ein schöner Lauf war, ist an anderer Stelle schon geschrieben. Ich bin mit Daniela gelaufen, 21 km weit. Ich war wie immer hocherfreut, dass es so gut passt. Wir reden, laufen, schauen, schweigen, zeigen uns die Schönheiten und laufen mit einem Lächeln ins Ziel.
Während des Laufens kann man auch denken, das ist mir auch diemal passiert. Ich habe über das Grün gedacht und über das Bunt der Bäume, dass es einer der letzten schönen Tage ist, dass der Winter kommt und an den Tag davor.
Ich war am Tag davor in einer katholischen Messe. Das tue ich grundsätzlich gern, auch wenn der Anlass diesmal kein schöner war. Es gab wie gewöhnlich die Abendsmahlfeier. Die Kirche war voll und nachdem Oblaten und Wein verwandelt waren, holten sich alle Anwesenden ihren Teil am Leib des Herren. Nur den Wein gibt es ja hier nur für den Pfarrer. Ich flüsterte Daniela zu, dass bei uns das ganze ein gemeinsames Feiern ist und hier sich alle nur anstellen, das Stück Oblate nehmen und zum Platz zurückgehen. Naja, meinte Daniela, das ist wie am Verpflegungsstand beim Marathon oder eben Volkslauf...
Und hier bin ich wieder beim Röntgenlauf. Ich dachte viel an die, die den ganzen Weg auf sich nehmen und ob die Verpflegungsstelle nicht wirklich irgendwann das Brot des Lebens und den Wein der Verheißung bereithält. Hier iss und sei gestärkt, der Weg ist noch weit, hab Vertrauen und das Ziel wird nahen. Nimm und trink, du wirst die Kraft des Isogetgränks in deinen Adern spüren und nach der Verpflegungsstelle bist du ein neuer Mensch und die neuen Menschen werden den Himmel sehen.
Dann dachte ich wieder an Grün und Bunt und dass ich alles wunderschön finde, dass wir wunderbar laufen und diese felligen Kühe wirklich allerliebst sind.

Donnerstag, Oktober 26, 2006

Samstag, Oktober 21, 2006

Ferien vom Ach

Genau, jetzt mache ich ferien vom Ach. empfohlen wurde diese Art Ferien mal wieder von dem Gärtner. War fast zu erwarten und auch auf die gefahr hin, dass ich en gelangweiltes Gähnen hervorrufe, nenne ich ihn beim Namen: Karl Förster. Der hat ein niedliches Büchlein zusammengestellt, als er noch lebte, freilich.
Es ist schon erstaunlich, es gibt in dem Buch kleine Texte, auch über Weltpolitik. Wie das aber klingt, wenn ein Gärtner sie beschreibt. ich muss es mal kurz schreiben:
"Wir Menschen von heute sterben in der Schneeglöckchenzeit vom nahenden Menschheitsfrühling weg, in dem man an unser Zeitalter zurückdenken wird wie im Mai an den Vorfrühling."

Was will uns der Gärtner sagen? Es geht um eine bessere Zukunft für den Menschen. Das ist immer gut. Es geht um die Widersinnigkeit von Krieg, dem der junge Mensch hingeopfert wird und so die Maiwonnen des Lebens, ja der Welt nicht erleben kann.
Mannoman. In den 50er Jahren glaubte man noch so fest daran, dass alles besser wird, da muss man schon drüber lächeln.
Aber um den Ferien noch das Ach zu nehmen, zitiere ich och was echt gärtnerisches, hier wird die Freude des Gärtners an seiner Arbeit. Es ist auch immer wieder kaum zu glauben, wie schön die Blumen blühen.
" Der züchterische Umgang mit der Pflanze führt uns immer wieder in abenteuerliche Überraschungen. Der Gärtner schafft die wissenschaftlichen Grundlagen für neue Züchtungen und steht dann plötzlich vor Blumen, die wie von Engelshänden geformt scheinen. keine Phantasie kann die Noblesse dieser Geschöpfe vorher ahnen, bei deren Anblick der Züchter oft denkt: Reiche Gott einen kelinen Finger, und er nimmt die ganze Hand."
In diesem Sinne also: Die Welt ist schön, kein Ach soll heute über meine Lippen.

Donnerstag, Oktober 19, 2006

Hochrot

Ich habe eine Freundin, die macht sehr großartige Bilder und manchmal schreibt sie dazu einen Vers, sehr selten, eigentlich fast nie. So selten, dass ich, wenn ich es sehe ein bisschen mit den Augen klimper und Ach sage. Siehe da ein Gedicht und dazu ein schönes Bild.
Als es das letzte mal so war, gab es ein Rilkegedicht, das von dem Herbst, dem Haus und dem Winter, der lang und kalt werden wird. Dabei fiel mir zuallerst die Geschichte von der Grille ein, die den ganzen Tag musiziert,a llen anderen Tieren Freude macht, sogar die emsigen Ameisen sind erfreut und die Arbeit geht leichter von der Hand. Aber dann kommt der Winter und vom Musizieren hat man nun mal kein warmes Nest und dann zieht sie herum und wird überall als Tagedieb verstoßen. Wenn ich mich recht erinnere, wird sie vond er Maus aufgenommen und sie haben dann einen lustigen Winter mit der Musik der Grille und den Vorräten der Maus.

Jedenfalls habe ich beim Lesen des Gedichtes sehnsuchtsvoll auf die eigenen Gedichtbände geschielt und will heute ein kurzes, sehr kurzes zum Besten geben, ein Gedicht einer Frau, die sich selbst ein kaltes Messer in das Herz stieß. Hier kommt es also:

Hochrot

Du innig Rot,
Bis an den Tod
Soll meine Lieb dir gleichen,
Soll nimmer bleichen,
Bis an den Tod,
Du glühend Rot,
Soll sie dir gleichen.

Mittwoch, Oktober 11, 2006

von Fremden und Worten

Ich kann ja nicht immer von Potsdam schreiben. Aber ich kann von einem Spaziergang berichten, der zwangsverordnet wurde und zwar von einem Schlüssel, der sich auf dem Schreibtisch liegend eins ins Fäustchen lachte.
Vor der Tür standen ein Sohn, ein Hund eine Mama mit tiefgefrorenen Köstlichkeiten, die eigentlich schnell den Weg in den Backofen finden sollten. Nun, der Plan wurde aufgegeben und nach minutenlangem geräuschvollem Jammern gab es also den Spaziergang.

Spannend und des Erinnerns würdig ist der Engländer, der uns mit Blick auf schöne russische Holzhäuser nach dem Weg nach Alexandrowka fragte. Ja nun, sagten wir, Sie stehen davor, mehr ist es nicht, eine kleine russische Siedlung mit Apfelbäumen auf weitläufigen Wiesen. Wir fanden das amüsant und an die Frage des Fremden nach dem Neuen Garten schloss sich ein schönes Gespräch, das mein Lieblingsthema anschnitt. Nein, es geht nicht um Blumen. Es geht um Sprache.

Also das Wort Garten war Stein des Anstoßes.
Fidi fiel auf, dass das französische Wort Jardain so viel weicher klingt als Garten und das englische Wort Garden unserem ja nun mal sehr ähnlich ist. Das ist natürlich nicht schwierig. Spannend wird es erst, wenn man dazu den Dialekt unserer Brandenburgischen Heimat nimmt, da heißt das Wort dann nämlich Jarten und sieht dann plötzlich wieder ein bisschen wie das französische Wort aus.
Also verbreite ich hier mal die gesicherte Erkenntnis, dass G und J einander entsprechen und quasi gleichwertig sind. Diese Erkenntnis brauchen wir an spätere Stelle noch mal.
Im Gespräch ging es so weiter, dass wir uns überlegten, also ich voranüberlegte, was einen Garten denn zu einem Garten macht. Das sind nicht die Blumen darin, sondern ein Garten entsteht, in dem man eine Fläche abgrenzt von einer wilden Natur und diese Fläche zum Beispiel mit einer feinen Mauer oder Hecke umgibt. Das ist ein Garten, ein gegen die Wildnis geschützter Raum. Prima.

Wenn man nämlich die Bedeutung der Worte erweitert, offen macht, dann findet man andere Worte, die in den Dunstkreis des geschützten Raumes fallen. Ich schlug das Wort Hort vor. Ein Hort ist einerseits ein Schatz, der sicher aufbewahrt wird und dann ist der Hort der Ort, in dem man die Kinder beaufsichtigen lässt.
Da ist kein G und auch kein J drinn aber ein H und auch ein H ist gleichwertig.

Wir haben also H J G, das ist der Konsonant am Anfang.
Lassen wir mal jetzt noch die Vokal weg, dann ergibt sich allein in europäischer Umgebung:
HoR T ..... G a R Ten ..... J a R Ten ..... J aR Dain ..... Ga R Den

Soweit so gut, mit diesem Wissen, dass die Konsonanten G/J/H –R-T einen geschützten Raum ergeben, schaue ich mich in der Welt um und finde tausende Kilometer weiter weg in der Mongolei ebenfalls einen geschützten Raum gleicher Konsonantenkombination.
Nämlich die Jurte.
Ein Zelt, dass den geschützten Raum ergibt, egal, wo man es aufbaut, die Behausung der mongolischen Nomaden. Ist das nicht grandios. Ich finde das grandios.

Es gibt tausende solcher Wortvergleiche, die zeigen, dass unsere Sprachen weltweit miteinander verwandt sind, wenn wir nur bereit sind, alle Engstirnigkeit aufzugeben und den Worten einfach zuhören. Für heute genug davon, bestimmt fällt mir immer mal wieder ein Beispiel ein, dass mich ähnlich überwältigt und ich hüpfen lässt vor Freude der Erkenntnis, dass sich alle Menschen verständigen können, wenn sie sich nur zuhören.
Ich mag zum Beispiel die Geschichte vom ägyptischen Fellachen. Der Bauer dort. Was tut der vor allem? Der pflügt sein Feld. Er ist sozusagen ein Pflüger, der der einen Pflug nutzt. In meinem Dorf ist das Wort dafür, wenn man es ausspricht: Fluch, kling komisch ist aber so, man flücht (weich) mit dem Fluch(hart). nun selektiere man einfach wieder:
FeLlaCHe und FLuCH -> F-L-CH, toll, Bauern sind überall gleich!

Ach ja, wir fanden noch Trampoline zum Springen und warteten dann doch irgendwann einfach vor der Tür, bis Frank mit dem Schlüssel nach hause kam.

Montag, Oktober 02, 2006

Drei Arten des Verfalls

Es war einmal ein Tag, da hatte ich frei und an diesem Tag war ich in Brandenburg an dem kleinen Park am Theater und am Industriemuseum und dann noch am Dom.
Als mein Besuch in der Stadt beendet war und ich auf dem Rückweg im Auto saß da hatte ich die Idee, über diesen Besuch zu schreiben. Dieser Bericht sollte ein Thema haben Und zwar:
Drei Arten des Verfalls.
Ich beginne von vorn.
Zunächst stand ich am Theater, dort ist die Goethestraße und dort ist Brandenburg so, wie ich es aus meinen Kindertagen in Erinnerung habe. Verfallen. In schlimmem Sinne. Denn die Häuser bröckeln, die Menschen haben einen stumpfen Blick, hier will man nicht wohnen. Es gibt wie überall Lichtblicke, ich sah verwahrloste Rosenbüsche in den Vorgärten längst verlassener sich selbst überlassener Mietshäuser und daneben zartviolette Herbstzeitlose. Ganze Straßenzüge sind verfallen. Das ist Brandenburg.
Danach war ich am Dom. Der wird saniert. Ein massiver Backsteinbau. Im Innern der mittelalterliche Altar, der einst im Zisterzienserkloste zu Lehnin stand. Ich hörte hier schon alte Musik. Aber der Bau ist gefährdet. Die Gassen hier herum sind romantisch. Die Häuser verfallen versteckt hinter prachtvollem Efeu. Das ist Verfall, der uns weich und wehmütig stimmen kann. Man sinniert ein wenig über den Tod und die Vergänglichkeit aller Macht und Größe und findet über einen Kaffee und warmen Streußelkuchen wieder zurück in die eigene Welt. Man träumt da gut. Das ist Brandenburg.
Zuletzt war ich am Industriemuseum. Hier war ich schon mal, als diese Museum noch ein arbeitendes Stahlwerk war, der Siemens-Martins-Ofen war glutheiß, es war laut und die Männer mit Muskeln aus dem eisen, das sie fertigeten, machten einen Probe-Abstich. Das war spannend. Wenn im Stahlwerk der Abstich gemacht wurde, dann war das in meinem Heimatdorf am Himmel zu sehen, denn er war rotgefärbt. Heute arbeitet hier niemand mehr. Darum blicken die Augen der Menschen ind en verfallenen Häusern so stumpf. Brandenburg ist eine Stahlwerkerstadt. Hier am Werk gibt es gar keinen Verfall. Die Fassaden sind sauber abgestrahlt und im Foyer probt eine Theatergruppe eine avantgardistische Vorstellunf vor interessantem Hintergrund. Den letzten Siemns-Martins-Ofen kann man besichtigen und auf dem Gelände stehen Eisenbahnwaggons mit Schrott zu Vernschaulichung dessen, was hier mal war. Das ist Brandenburg.
Soviel Brandenburg an einem Tag. Ich weiß keine Namen für die Arten des Verfalls.